Ganbara – die Vivienne Westwood der baskischen Küche!

Gut essen in San Sebastian

Kennen Sie das Gefühl? Sie sind im Urlaub in einer tollen Stadt und der Abend rückt näher, ohne dass man genau weiß, wo man heute zu Abend essen wird? Nun SAN SEBASTIAN ist definitiv kein Ort, wo es an Auswahl mangelt, im Gegenteil die vielen Pinchos Bars (baskisch für Tapas) locken mit ihren bunten, kleinen Kreationen an jeder Ecke. Da fällt es wahrlich nicht leicht zu widerstehen…

 

Ganbara San Sebastián

Kulinarischer Reise-Tipp in San Sebastián - das Ganbara

Für all diejenigen, die aber noch etwas Platz lassen für ein Abendessen, ist das Restaurant GANBARA (Adresse: Calle San Jeronimo 21, 20003 San Sebastián) im historischen Stadtkern zu empfehlen.

Seit mehr als einem viertel Jahrhundert bieten José und Amaia hervorragende, saisonale, baskische Küche an. Im Erdgeschoss findet man eine reiche Auswahl an Pinchos, die Atmosphäre ist ungezwungen, es herrscht rege Betriebsamkeit und es steigen einem die Düfte aus der Küche in die Nase. Im Untergeschoss gibt es das eigentliche Restaurant, was nicht heißt, dass Sie nicht auch oben an der Theke Gerichte ordern können.
Während José sich liebevoll um die Pinchosauslage kümmert, Mayonnaise zubereitet, Croissants in den Ofen schiebt und Jamón schneidet, schwingt in der Küche Amaia das Zepter, oder besser gesagt den Kochlöffel. Mittlerweile steht auch der Sohn hinter der Theke und löscht die durstigen Kehlen der Gäste.
Mit ihrem feuerroten Lockenkopf erinnert Amaia entfernt an Vivien Westwood und genauso gelungen wie die Kreationen von Vivienne, ist auch das, was Amaia auf den Teller zaubert.


Im Vordergrund stehen immer traditionelle, baskische Gerichte, die nach Jahreszeit variieren. Im November werden Sie beispielsweise in den Genuss von bis zu 20cm hohen Steinpilzen kommen (kein Scherz!), die für das Ganbara von einem passionierten, baskischen Pilzsammler aufgespürt werden. In Kombination mit kurz in der Pfanne geschwenktem Rührei sind die golden gebratenen Waldbewohner ein absolutes Gedicht, auf spanisch: Hongos y Huevos Revueltos!

 

Ganbara San Sebastián

Kulinarische Reisetipps in San Sebastian

Ein Highlight sind auch die Chipirones a la Plancha (gegrillter Tintenfisch). Falls Sie ein Trauma von gummiartigen Calamari aus Kindheitstagen haben, kann ich Sie beruhigen, denn Amaias Tintenfische haben damit absolut gar nichts zu tun.
Auf den Punkt gegrillt sind die Tintenfische buttrig-zart und werden serviert mit grüner Paprika, Zwiebeln und Kartoffelscheiben. Neues Olivenöl und ein Schuss Essig bilden das Finish und verleihen dem Gericht einen Hauch Frische. Probieren Sie dazu einen jungen Verdejo oder Albarino!


Allerspätestens bei den Nachspeisen kommt das Temperament von Amaia durch, die übrigens ein großer Fan der spanischen Film- und Theater Industrie ist. Es kann durchaus vorkommen, dass sich ein Schauspieler ins Ganbara verirrt und vielleicht neben Ihnen am Tresen speist. Doch zurück zum Thema Dessert, denn hier gerät man schier in Verzückung und wird, wie ich, zum Wiederholungstäter.

 

Ganbara San Sebastián

Das Opfer: FRESAS A LA PIMIENTA CON HELADO DE YOGHURT (Erdbeeren mit schwarzem Pfeffer an Joghurteis). Die Erdbeeren werden zu einer Art Marmelade verkocht, zumindest erinnern der intensive Geschmack und die Konsistenz daran. Amaia verrät jedoch, dass es nur Erdbeeren, Zucker und Butter sind, die zu dieser süß-fruchtigen Versuchung verkocht werden. Dazu das kalte, hausgemachte Joghurteis, das die nötige Säure ins Spiel bringt und natürlich der schwarze Pfeffer, der ihre Geschmacksknospen endgültig auf Hochtouren bringt. Als liquides Pendant empfehle ich den MOSCATEL von OCHOA, oder den DULCE von PEDRO XIMÉNEZ.


Ich für meinen Teil, muss mich nicht mehr mit der Frage auseinandersetzen, wo ich in San Sebastián zum Abendessen gehe, dafür aber mit der vorwurfsvollen Frage meiner Begleiter: „Was, schon wieder Ganbara?!“

© Genussreisen / Autor: Ines Söder